Leben im Schatten eines verstorbenen Geschwisters – Unsichtbare Dynamiken in Frieden bringen
Stirbt ein Kind im Mutterleib oder in den ersten Lebensjahren hinterlässt das tiefe emotionale Spuren – nicht nur bei den Eltern und den zurückbleibenden Geschwistern.
Sein früher Tod prägt auch das Leben der nach ihm geborenen Geschwister und beeinflusst die Familiendynamik nicht selten über Generationen hinweg.
Viele Menschen teilen dieses bittere Schicksal, doch Außenstehenden oft bleibt unverständlich, wie solche Erfahrungen ihre innere Welt prägen.
Häufig fehlen Worte und Mitgefühl, um den Tod eines Kindes oder Geschwisters zu verarbeiten.
Zu groß und erschütternd sind die Gefühle – selbst dann, wenn das Kind gestorben ist, weil es nicht willkommen war.
Auswirkungen auf die Geschwister
Die Auswirkungen sind natürlich individuell verschieden. Es macht einen Unterschied, ob ein jüngeres oder älteres Geschwister verstirbt oder ob Betroffene erst nach dem Tod des Geschwisters geboren werden.
Für alle bleibt es jedoch eine bedrückende und prägende Erfahrung.
Ich möchte einige dieser Aspekte aufzählen. Mir ist bewusst, dass diese nicht vollständig sein können.
Nachfolgend skizziere ich auch Ansätze, um Bewusstsein für diese Dynamiken zu entwickeln und sich tröstlich mit diesem Verlust auseinanderzusetzen.
Im Mutterleib verstorbene Geschwister – nachfolgend geborene Kinder
Verstirbt ein Kind Mutterleib hinterlässt das in der Gebärmutter tiefe emotionale Spuren.
Je weniger eine Mutter den Tod ihres Kindes verarbeiten kann, desto stärker nimmt ein nachfolgendes Geschwisterkind in der Gebärmutter die Emotionen von Tod, Angst, Trauer, Entsetzen, tiefer Sehnsucht sowie das Gefühl von Gewollt- oder Ungewolltsein auf – und trägt sie mit in sein Leben.
Es entstehen oft Lebensgefühle und Glaubenssätze wie:
- Ich bin Ersatz.
- Ich war gar nicht wirklich gewollt.
- Ich habe keinen eigenen Platz.
- Dies ist insbesondere bei nachgeborenen Geschwistern häufig.
- Unmittelbar nachgeborene Kinder werden oft auf den Platz des verstorbenen Geschwisters gezogen.
- Ist zum Beispiel das Kind aus der ersten Schwangerschaft im Mutterleib verstorben, übernimmt das nachgeborene Kind die Position des Erstgeborenen – doch es fühlt sich an dieser Stelle oft nie wirklich wohl.
- Ich habe keine Daseinsberechtigung.
In den ersten Lebensjahren verstorbene Geschwister
Weiterlebende und nachfolgende Geschwister beschreiben ihr Erleben oft so:
- Ich stehe im Schatten des toten Kindes.
- Ich kann die Leere, die mein Geschwister hinterlassen hat, nicht füllen.
- Ich werde nicht (mehr) gesehen.
- Ich bin nicht (mehr) wichtig.
- Aller Fokus zieht sich nun auf mich.
- Ich muss für uns beide leben.
- Ich muss ausgleichen, dass mein Geschwister nicht mehr da ist.
- Ich kann nicht ausgleichen, was mein Geschwister in unsere Familie eingebracht hat.
Eine der schwerwiegendsten Folgen eines Geschwisterverlusts ist die Hürde, sich emotional mit den Eltern zu verbinden.
Eltern richten ihren inneren Blick oft ausschließlich auf das verstorbene Kind. Der Verlustschmerz kann die Möglichkeit der inneren Verbindung zu ihren anderen Kindern blockieren oder überlagern.
Im Schatten ihrer Trauer sind die Geschwister oft allein mit den Fragen:
- Wie kann ich meine eigene Trauer verarbeiten?
- Bin ich schuld am Tod meines Geschwisters?
- Wie kann ich besser mit der Schwere in meiner Familie leben?
- Wie kann ich glücklich sein, wenn mein Geschwister nicht mehr lebt und alle traurig sind?
- Wie kann ich Verbindung mit meinen Eltern erleben?
Auswirkungen in Folgegenerationen
Unverarbeitete Emotionen von Tod, Angst, Trauer, Entsetzen, Gewollt- oder Ungewolltsein und tiefer Sehnsucht können sich auch in den nachfolgenden Generationen deutlich zeigen.
Häufig ziehen Mütter, die ein Kind verloren haben, unbewusst ein Enkelkind auf den leeren Platz des verstorbenen Kindes – als Ersatz.
Dies stört die Eltern-Kind-Bindung zwischen dem Enkel und seinen eigentlichen Eltern.
Das Enkelkind kann sich nicht vollständig mit sich selbst identifizieren, sondern steht – zumindest unbewusst – im Schatten des verstorbenen Kindes der Großmutter. Dadurch geht es oft über seine eigenen Grenzen hinaus, um ihr dieses Kind (zumindest ansatzweise) zu ersetzen.
Nach außen hin gibt es meist plausible Gründe dafür, dass das Enkelkind zumindest zeitweise bei der Großmutter aufwächst. Häufig geht es ihm dort auch gut. Doch die unsichtbare Dynamik der Ersatzbeziehung bleibt bestehen und sollte nicht unterschätzt werden. So kann eine Folge im Erwachsenenleben sein, dass immer wieder Beziehungsdreiecke mit konkurrierenden Personen entstehen.
Es kommt auch vor, dass das weiterlebende oder nachfolgend geborene Geschwister den Eindruck haben, dass ein eigenes Kinder das reinkarnierte verstorbene Geschwister ist. Häufig ist es jedoch so, dass sich die Seele des verstorbenen Kindes in der Nähe des Kindes aufhält und durch das Kind wahrnehmbar ist – mitunter sogar durch das Kind hindurch kommuniziert.
Das kann zunächst unheimlich wirken. Eine bewusste Wahrnehmung und achtsame Kommunikation mit der Seele des verstorbenen Geschwisters kann jedoch schnell zu einer wohltuenden Veränderung führen. Sie hilft allen Beteiligten, das Kind als es selbst zu erkennen – und nicht als vermeintliche Reinkarnation des verstorbenen Geschwisters. Dies kann es von Last und Verantwortung befreien.
Um diese Muster zu erkennen und zu verändern, bedarf es intensiver und geduldiger innerer Arbeit.
Dazu gehören:
- das Erspüren größeren Zusammenhänge des Verlustes und der Beziehungsdynamiken.
- Das bewusste Wahrnehmen der Emotionen und Motivationen aller Beteiligten.
- Die Klärung des Aspekte, die sich über eigene Gedanken, Psychosomatik und Konflikte im Leben zeigen.
- Manchmal kann es hilfreich sein, den Eltern auf Seelenebene nachträglich Halt zu geben.
- Fast immer ist es tröstlich sie wieder mit ihren verlorenen Kindern zu verbinden, so wird es ihnen möglich sich auch wieder mit ihren anderen Kinder liebevoll zu verbinden.
Es ist tröstlich und wunderschön, wenn wir Verbindungen in Liebe neu weben.
Unsichtbares Band – Verbindung auf Seelenebene
Insbesondere nachfolgend geborene Kinder nehmen die Emotionen und Energie ihres verstorbenen Geschwisters in sich auf.
Auf der Seelenebene entstehen mehr oder weniger bewusste Verbindungen. Manche nachgeborenen Geschwister sagen sehr deutlich:
„Ich habe immer gespürt, dass mein Geschwister bei mir ist.“
Diese Verbindung kann ein wertvoller Schatz sein.
Ähnlich wie bei alleingeborenen Zwillingen kann sie eine Bereicherung und eine Chance für eine freudige Neuausrichtung im Leben sein – wenn sie in ihrer wahren Bedeutung erkannt wird.
Wenn wir verstehen, dass es möglich und vielleicht sogar gewollt ist, mit liebevollen Seelen in verschiedenen Seinsebenen verbunden zu sein, können wir diese Begleitung bewusst und wertschätzend annehmen und lernen uns in unserer Inkarnation zu zentrieren und liebevoller anzunehmen. Auf diese Weise werden wir innerlich ruhiger und können mehr Verbundenheit, Freude und innere Freiheit erleben.
Ich stehe Dir gern mit meinem spirituellen Coaching in meiner Praxis, am Telefon oder via Zoom Videosession zur Seite,
wenn Du Deine Verbindungen zu Deinem verstorbenen Geschwister und Deinen Eltern verstehen und liebevoll neu ordnen möchtest.
– ich freue mich, Dich auf Deinem Weg zu begleiten.
Anne