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Sich selbst finden wollen, braucht den Mut, die Antwort auszuhalten auf die Frage: Wer bin ich wirklich? Wer können wir sein, wenn wir uns selbst nur annehmen, wenn wir uns für gesellschaftsfähig halten?

Von Selbstfindung und Selbstentdeckung – Wer bin ich wirklich?

Vor einiger Zeit schrieb mir eine Frau: Ich würde gerne mehr über Selbstfindung erfahren. Schritte, um sich selbst zu finden und ein Feingefühl dafür zu entwickeln, selbstbewusst Entscheidungen zu fällen.

Ich weiß nicht, ob ich diesem Wunsch hier wirklich entspreche, aber da viele meiner Klientinnen auf dem Weg zu Selbstfindung und Selbstentdeckung sind, möchte ich einen teilweise autobiographischen Versuch wagen,  Möglichkeiten aufzuzeigen.

Was ist Selbstfindung?
Was bedeutet das für Dich ganz persönlich?
Ganz ehrlich?
Jenseits der Fragen:
Wie will ich von anderen gesehen werden?
Wie wollen andere mich haben?
Was muss ich tun und wer muss ich sein,
um in diesem Leben etwas zu gelten,
um eine Daseinsberechtigung zu haben?

Welche Erwartungen hast Du an Dich selbst, wer Du sein willst?

Sich selbst finden wollen, braucht den Mut, die Antwort auszuhalten auf die Frage:
Wer bin ich wirklich?

Wie oft ist die Antwort darauf, etwas was wir von uns selbst nicht sehen und wissen wollen?
Wie oft können wir uns auf den ersten Blick selbst kaum aushalten?
Wie oft, wollen wir das dann mit blindem Aktionismus wegmachen?

Und landen dann wieder da, wo wir schon immer unzufrieden mit uns selbst waren und uns nicht verstehen konnten.

Meine ganz persönliche, erwachsene Erfahrung zum Thema Selbstfindung beginnt dem ehrlichen Feedback eines lieben Freundes nach, dass ich gerne etwas Besonderes sein wollte, jemand, der irgendwie was Gutes und Sinnvolles tut auf dieser Welt und damit glücklich ist und von vielen Menschen bewundert wird. Ich selbst hätte das nie so von mir gesagt und würde das auch bis heute nicht zugeben. 😉 Aber Hand aufs Herz, ein Fünckchen Wahrheit ist bestimmt dran.

Das war 2008. Ich wollte meine Potentiale entdecken, beruflich den Weg vom gut bezahlten Kompromiss zur Herzensaufgabe wechseln, von der ich noch nicht genau wusste, was sie wirklich sein könnte. Ich hatte ein paar Begabungen, aber noch keine Ahnung, wie ich sie wirklich nutzen konnte, sie waren halt da, und ein paar Ideen, für die ich noch lange nicht reif war und ich hatte auf meiner inneren Landkarte noch mehr als reichlich schwarze Löcher und blinde Flecken.

Was ich jetzt ehrlich zugebe, ist: ich war auf diesem Weg meiner Selbstfindung anfangs noch sehr, sehr naiv. Das ist nicht schlimm. Ich glaube, viele Lernprozesse beginnen so und vielleicht würden wir uns zu manchen Zielen gar nicht erst auf den Weg machen, zu uns selbst zum Beispiel, wenn wir am Anfang schon alle Mühen, Gefahren und Hindernisse ahnen würden. Naivität ist im Leben manchmal eine dankenswerte Begleiterin.

Ich hatte keine Ahnung von meinem Potential, weil ich keine Ahnung hatte, wer ich wirklich bin!

Ich hatte keine Ahnung von meinem Potential, weil ich keine Ahnung hatte, wer ich wirklich bin!

Heute elf Jahre später, würde ich sagen: ich kenn mich schon ein gutes Stück besser und hab, soweit man das im Bewusstsein seines Unbewusstseins behaupten kann, eine Ahnung davon, wer ich wirklich bin und ich hab Respekt davor.

Und zum Thema Selbstfindung würde ich nach all dieser Zeit sagen: Mein Weg hat sich gelohnt, trotz Hindernissen, Umwegen und schmerzhaften Lernprozessen. Ich hab so viel von mir selbst ans Licht gebracht. Ich bin so viel heller geworden, so viel ehrlicher, kraftvoller, klarer, glücklicher …

Mich selbst zu finden, bedeutet/e für mich
jeden Teil meines Selbst anzuschauen,
vielleicht sogar erst mal wieder finden zu müssen,
anzunehmen oder annehmen zu lernen,
zu trösten, trösten zu lassen, zu heilen
und mein Selbstbild immer wieder genau in dem Moment und an dem Ort und in der Situation,
in der ich in meinem Leben jeweils gerade bin,
gelten zu lassen.
Mich selbst anzunehmen, wie ich gerade bin.

Und mit jedem Moment, in dem mir das gelingt, werde ich mehr ich selbst, authentischer und mir bewusster darüber, wer ich wirklich bin und wie ich mein Dasein in diesem Leben freudig, sinnvoll und ja, auch genussvoll gestalten kann.

Manchmal war und ist der Selbstfindungsprozess für mich ziemlich schmerzhaft, weil es Erinnerungen und Seelenanteile gibt, die noch verletzt im Dunkeln sind, die aus ihrem Schmerz oder aufgrund alter Manipulationen zu seltsamen bis destruktiven Verhaltensweisen und schrägen Mustern in meinem Leben führ(t)en.
Mir war lange nicht bewusst, dass es gerade das Wiederfinden, Annehmen und tröstliche Versorgen dieser bedürftigen Seelenanteile braucht, um sich/ mich vollständig fühlen und selbst mehr und mehr erkennen zu können.

Wer können wir sein, wenn wir uns selbst nur annehmen, wenn wir uns für gesellschaftsfähig halten?

Für mich ist Selbstfindung ein beständiger Prozess, immer wieder nach mir selbst zu schauen, zu spüren,
wie es mir geht,
was ich brauche,
was ich gern mag und machen möchte.
Und dann zu schauen, ob und wie ich das irgendwie „umgesetzt“ bekomme. Also für mich selbst zu sorgen.

Es ist nicht: vorgestern hab ich mich mal gefunden und dann hab ich mich jetzt für immer. Klingt verlockend, aber so schwierig es ist, sich zu finden, so leicht verliert man sich auch wieder, wenn man nicht mit der notwendigen Aufmerksamkeit bei sich selbst bleibt.

Wenn wir uns in einem locker flockigen leichten Flow finden, schmerzfrei, entspannt und gelassen sind, alles irgendwie gut läuft, dann finden wir uns gern. Aber so war und ist das Leben ja nun mal nicht jeden Tag. Wie finden wir uns dann?

Also, mir gelingt das alles mal besser und mal schlechter. Das schreib ich Dir, damit Du die Messlatte für Dich selbst nicht so unerreichbar hoch hängst, dass Du gar keine Chance hast, sie jemals zu erreichen. Kniehoch reicht. Das einigermaßen konstant zu bewältigen, ist schon eine echte Herausforderung. Genieße bitte Deine Unzulänglichkeiten und sei freundlich mit Dir selbst.

Du weißt ja bestimmt schon, dass ich sehr intensiv mit den Inneren Kindern und Seelenanteilen arbeite. Vom Inneren Kind hatte ich ab 2001 immer mal gehört, aber überhaupt nichts verstanden, weil das immer nur so eine experimentell hingeworfene Floskel war und ich hab mich deshalb auch nicht drum gekümmert. Erst als ich 2006 ein Buch dazu in die Hand gedrückt bekam und den klaren Auftrag, das bitte auch zu lesen, kam ich zum ersten Mal mit meinem Inneren Kind in Kontakt. Ich will Dir von dieser Erfahrung berichten, die ich in meinem Selbstheilungsprozess als essentiell erlebte und auf die ich, in schwierigen Phasen, die auch ich immer mal noch habe, immer wieder aufbauen kann. Ich will Dich ermutigen, zu Dir selbst zu stehen.

Ich war 32 und das erste Mal auf der Suche nach meinem Inneren Kind, dem ich zuvor noch nie begegnet war. Ich tastete mich durch finstere Dunkelheit des Kellers, in dem Haus, in dem ich aufgewachsen war. Und dann nahm ich plötzlich ein kleines Etwas wahr. Während ich es mit ausgestreckten Armen hochhob, wurde der Raum dämmrig grau und ich konnte mein Inneres Kind sehen. Ich war schockiert. In meinen Händen hielt ich etwas, das mehr einem Gespenst oder einer gesichtslosen Mumie ähnelte als mir. Ich hielt es fest und dachte nur: Oh Gott, das bin ich! Oh weh! Oh je! Es war einfach nur schrecklich. Aber ich hielt das kleine Wesen fest. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war erschüttert, aber ich hielt das kleine Wesen, MICH!, fest und immer weiter fest. Plötzlich hörte ich aus der Dunkelheit eine leise Stimme rechts vor mir: „Du kannst das wegtun. Das bin nicht ich. Ich wollte nur sehen, was Du tust, wenn ich so hässlich bin.“ …

Ich weiß nicht, was das jetzt mit Dir macht das zu lesen, mit mir hat das eine ganze Menge gemacht!

Bist Du bereit, Dich selbst anzunehmen? Mit allem, was Du an Strahlen, Großartigkeit, Fülle, Reichtum, Begabung, aber auch Verletztheit, Schmerz, Scham und vermeintlicher Unzulänglichkeit entdeckst?

Und wer steht Dir bei, wenn Du das gerade oder noch nicht allein schaffst? – Bitte, such Dir dann ein liebevolles Wesen, dass für Dich da ist, Dich mit allem da sein lässt, damit Du schauen kannst, was Du für Dich brauchst.

Wer steht Dir bei, wenn Du das gerade oder noch nicht allein schaffst? – Bitte, such Dir dann ein liebevolles Wesen, dass für Dich da ist, Dich mit allem da sein lässt, damit Du schauen kannst, was Du für Dich brauchst.

Wie oft schauen wir uns selbst wirklich an? Ich meine wirklich uns selbst und nicht das Bild, das wir von uns haben, wie wir sein sollten, weil andere sich uns so wünschen oder wie wir uns nach 27 emotionalen Photoshop Sessions gern hätten.

Ich möchte Dir an dieser Stelle ein paar praktische Tipps geben, die für mich hilfreich sind. Ich kann Dir leider keine vollumfängliche Wegbeschreibung zu Dir selbst geben, eigentlich hier in diesem Format nur Ideen und Anregungen und die Ermutigung, Deiner Sehnsucht nach Dir selbst zu folgen.

Folge Deiner Sehnsucht nach Dir selbst.

Im Buch Bio-Emotionale Medizin von Dr. Alexander Mücke, im Kapitel „Wie funktionieren wir? – Psychologie“, habe ich kürzlich eine Passage gefunden, die mir meine Herangehensweise bestätigt hat: Wenn ich mit etwas unzufrieden bin und/oder mich weiter entwickeln will, stelle ich mir oft Fragen:

  1. Was möchte ich denn gern von mir und für mich gern finden und entdecken? Was ist mein Ziel?
    • Mich mit mir selbst wohlfühlen?
    • Mich selbst mögen, vielleicht sogar lieben?
    • Inneren Frieden?
    • Glückliche Beziehungen?
    • Meine Traumfigur?
    • Berufliche Erfüllung?
    • Ein finanziell entspanntes Leben?
    • …. ?
  2. Wie wichtig ist mir das wirklich? Warum will ich mein Ziel erreichen?
    – Wenn das anstrengend ist, das Ziel zu erreichen, bin ich wirklich bereit, die Mühe, die Zeit, die Investition, …. auf mich zu nehmen? Wenn ich ein „Ach nö!“ in mir hab, dann ist das Ziel nicht so wichtig oder hat noch keine Priorität. Wenn ich wirklich etwas will, bleib ich dran, egal wie viele Versuche ich brauche. – Ich stürme aber nicht blind los. Ein bisschen Überlegung hilft oft viel. Also nächste Frage:
  3. Was weiß ich schon von mir, was damit verbunden ist?
    • Was finde ich toll? Was ist mir dienlich?
    • Was ist da eher schwierig?
  4. Was will, sollte/muss ich lernen?
    Muss wird oft zu wollen, wenn mir ein Ziel wichtig ist. Ich muss aber nicht alles alleine können. Bei manchen Sachen kann ich mir aber auch helfen lassen und komme dann auch gut ans Ziel.
  5. Was weiß ich von mir noch nicht?
    – OK, diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Wir wissen viel weniger von uns, als wir glauben. Aber das anzuerkennen, ist oft sehr hilfreich. Ein bissen Demut tut oft gut.
  6. In welchen Situationen komme ich nicht weiter?
    – Hier dran zu bleiben, ist sehr wichtig. Mir helfen dann diese Fragen:

    • Was ist das Problem?
    • Wo kommt das her?
    • Wie fühle ich mich in den Situationen, in denen ich nicht weiter komme? Welche Gefühle sind präsent?
    • Aus welcher Zeit meines Lebens stammen sie?
    • Gibt es da möglicher Anteile von mir selbst, die ungesehen, vernachlässigt, traurig, ungerecht behandelt worden sind? Was kann ich für sie tun? – Hier arbeite ich dann mit meiner Inneren Kind Arbeit weiter und mit meiner Inneren Bild Arbeit in meiner Inneren Landschaft.
  7. Was will ich nicht fühlen?
  8. Wer hilft mir, meine blinden Flecken für mich selbst sichtbar zu machen und Themen zu klären, die ich nicht alleine bewältigen kann?

Ein ganz wesentlicher Punkt dabei ist: es reicht nicht, alles zu analysieren und strategisch zu handeln. Konzepte, die das Fühlen auslassen, führen zwar oft kurzfristig zu einem Hochgefühl, bringen uns aber langfristig selten nachhaltige Veränderungen.

Um ganz und heil zu werden, müssen wir uns selbst auf den Grund gehen. Leise und behutsam. Und uns dort reinigen, klären und wieder Licht und Liebe hineinbringen.

oder wie Dr. Alexander Mücke schreibt: wir sind emotionale Wesen und … Wir sind nicht in der Lage, uns denkend in unserer Seele zu erfahren.

Im Juni schrieb ich in meinem wöchtenlichen ZUVERSICHT Impuls etwas, was ich an dieser Stelle noch einmal mit Dir teilen möchte:

Ich weiß nicht, wo Du gerade stehst
und was Du bislang über Dich selbst angenommen hast
und was sich Dir eröffnet, wenn Du Dich auf den Weg zu Dir selbst begibst,
wieviel Du plötzlich loslassen kannst,
weil Du Deine innere Wahrheit erkennst,
weil sich größere Zusammenhänge vor Dir auftun,
die Dir und Deinem Leben einen neuen Sinn geben.

Ich möchte Dir sagen: vergleiche Dich nicht mit anderen. Es ist nicht wichtig, wie weit Du schon gekommen bist. Wichtig ist nur, ob Du diesen – Deinen Weg zur Dir selbst – gehst.

Ich bin schon lange auf meinem Weg und entdecke gerade noch mal eine neue Dimension. Das ist unglaublich aufregend. Manchmal ist es beängstigend und schön gleichzeitig. Ich übe, mich in einer noch größeren Tiefe auf mich selbst einzulassen, bei mir zu bleiben. Und wenn mir das gelingt, spüre ich, dass es warm ist in diesem, meinem wunderschön dunkelblauen Universum, dass ich gehalten bin, festen Boden unter den Füßen habe, dass da ein Weg vor mir liegt, der mir wie Neuland erscheint und wahrscheinlich doch so alt und vertraut ist, dass ich kaum wage, ihn zu betreten und mich, so erscheint es mir gerade, zum Ursprung meiner Seele bringt. Find das cool oder nicht, gehen kann nur ich den Weg, weil es meiner ist. Ich bin nicht allein und doch und gleichzeitig geht es um die Begegnung mir mir selbst und darum, ob ich diesen Weg mit mir gehe oder nicht.

Nun hoffe ich sehr, dass Dir meine Zeilen gut tun und Dich auf Deinem Weg ein Stück voranbringen, Dich ermutigen weiter zu gehen. Und ich wünsche Dir viel Freude, Liebe und Geduld für Dich selbst, Dich mit allem, was Du entdeckst, behutsam und wohlwollend anzunehmen.

Hast Du noch Fragen? Dann schreib mir gern.

Liebe Grüße, Anne

Selbstachtung beginnt mit der Achtung Deiner Möglichkeiten und Grenzen und öffnet die Tür zur Lebensfreude.
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